Kürzlich beim Staubwischen bin ich mit meinem Lappen an Norman Mailers "Referenzobjekt" "Die Nackten und die Toten" hängengeblieben und nahm mir den 860 Seiten Brocken nochmalig zur Brust. Nun ist der gute alte Mailer inzwischen tod und auch meine letzte Exkursion auf die fiktive Pazifikinsel Anopopei liegt schon einige Zeit zurück, sodas es mich zu einem erneuter "Landgang" an Seite der tapferen Marines hinzog. Norman Mailer, selbst Soldat an der Pazifikfront, verarbeitet in seinem Roman sehr authentisch seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse in den damaligen Inselschlachten gegen die Japaner. So wird eine 15 köpfige Mannschaft so quasi auf Schritt und Tritt bei der Eroberung der obengenannten Insel begleitet und in einer Art Parallelerzählung auch jede der einzelnen Protagonisten vorgestellt. Auch wird man, in immer wiederkehrenden Abschnitten, an den Schreibtisch des zuständigen Generals zurückgeführt, dabei wird eine ausserordentlich gute Darstellung der verschiedenen Sichtweisen und Perspektiven auf das Geschehen erreicht. Die Landung, zuerst sehr schwungvoll, gerät ins stocken, es gibt unzählige Tote, die Soldaten beginnen zu grübeln, phantasieren, Gedankenfetzen und ganz nebenbei auch noch die nervenaufreibenden Strassenbauarbeiten -im SInne des Stellungsausbaus, treiben jeden einzelnen der Marines an den Rand der Verzweiflung. Der General, von den "kleinen" schmutzigen Alltag nichts sehend, entschliesst sich zu einer gewagten Erkundungsmission, zu der genau die Soldaten beordert werden, mit denen man auf bisher ca. 500 Seiten geistig fest verwachsen und die Story bekommt noch eine volle Wendung.
Sehr zu empfehlen und auf jeden Fall mit eines der besten 860 Seiten der Vergangenheit.
"Last week I decided that even if life is absurd why couldnt I spend it absurdly happy?"