Auf der Welt.de Seite gab es heute einen interessanten Artikel Stalingrad über Paulus, Stalingrad und einem Walther von Seydlitz-Kurzbach, der einen eigenmächtigen Ausbruchsversuch unternommen haben soll. Dies alles unter Duldung und nicht Weitergabe an Höhere Stellen durch Paulus. Habe im Netz nach diesem Seydlitz gesucht und vieles, bis hin zum NKWD gefunden, nur nichts von diesem Ausbruchsversuch. Hat jemand weitere Infos zu dieser Geschichte?
„Hör' auf zu denken, schalt' dein Gehirn aus, follow your instincts... leider geil.“
Ein sehr überflüssiger 'Welt'-Artikel, der nun gar nichts neues bringt. Bereits 1977 schrieb 'Der Spiegel':
Zitat von http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40749184.htmlSeydlitz kam zu der Überzeugung, daß mit Entsatz von draußen nicht zu rechnen sei. Es blieb also nur der Ausbruch, wenn nicht die ganze 6. Armee zugrunde gehen sollte. Vergeblich aber drängte er seinen Oberbefehlshaber, den Generalobersten Paulus, den Ausbruch trotz Hitlers Haltebefehl zu wagen. Der impulsive Seydlitz wußte ebensogut wie der zaudernde Paulus, daß Hitler einen solchen Ungehorsam mit dem Tod bestrafen könne. Trotzdem meinte er, Paulus müsse dieses Opfer auf sich nehmen.
Um den Ausbruch ins Rollen zu bringen, handelte Seydlitz eigenmächtig. Er ließ gut ausgebaute Stellungen an der von ihm gehaltenen Nordfront des Kessels räumen -- trotz verzweifelter Proteste der beteiligten Divisionskommandeure. Prompt trat dann auch ein, was sie vorhergesagt hatten. Die unerwartet schnell nachsetzenden Russen holten die Deutschen ein. Wer überlebte, mußte sich auf freiem Feld im Schnee eingraben. In den Unterständen saßen nun die Russen.
Natürlich ist auch 'Der Spiegel' kein geschichtswissenschaftliches Fachblatt; aber das liest sich schon fundierter. Der 'Welt'-Schreiberling dagegen kann noch nicht mal bis fünf zählen:
ZitatInnerhalb von drei Jahren schaffte Rommel, innerhalb von vier Paulus die fünf Stufen vom Generalmajor zum Generalfeldmarschall.
Ich komme da nach wiederholtem Nachzählen nur auf vier Stufen.
"Never ... was so much owed by so many to so few." - Winston Churchill
Interessanter ist doch eh die folgende Entwicklung des Herrn Seydlitz. Dieser Ausbruchsversuch ist eher eine kleine Randerscheinung (und wahrscheinlich vielfach überhöht worden).
Sehr interessant fand ich auch, das Paulus unter einer Art "Napoleon Trauma"(nach dem Lesen entsprechender Literatur) litt. Also, ich habe ja auch kürzlich "1812" von Adam Zamoyski gelesen und einiges gelitten bei dieser Lektüre. Wenn ich heute darüber entscheiden müsste, ob meine Truppen zum Ende November sich in vorbereiteten Stellungen einigeln und ausharren sollten, mit der Alternative Durchbruch unter erheblichen Verlusten und einem längeren Marsch durch ungeschützte arschkalte Steppe bis Ende Dezember, dann würde ich mich klar für Ersteres entscheiden. Wer weiß schon, ob nicht der Don zur Beresina wird. Unverständlich ist jedoch für mich, warum bei Wintergewitter kein Donnerschlag erfolgt ist, wobei der Marsch bis Rostov auch nicht angenehm gewesen wäre. Aber es wären einem frische Verstärkungen und nicht irgendwelche verschreckten Rumänen und Italiener entgegengeströmt.
„Hör' auf zu denken, schalt' dein Gehirn aus, follow your instincts... leider geil.“