Wiederholungen: 05.04.2011 um 01:20 11.04.2011 um 14:45 Das Leben und nichts anderes (Frankreich, 1989, 131mn) ARTE F Regie: Bertrand Tavernier Kamera: Bruno de Keyzer Musik: Oswald d'Andrea Schnitt: Armand Psenny Darsteller: Daniel Russo (Trévise), François Perrot (Perrin), Jean-Pol Dubois (André), Maurice Barrier (Mercadot), Michel Duchaussoy (Général Villerieux), Pascale Vignal (Alice), Philippe Noiret (Dellaplane), Sabine Azéma (Irène) Autor: Bertrand Tavernier, Jean Cosmos Vertreiber: Europe Images International Produktion: AB Films, Films A2, Hachette Première et Cie, Little Bear Produzent: Albert Prévost, Frédéric Bourboulon, René Cleitman 16:9 (Breitbildformat) Zweikanalton Nativ HD
Kommandant Dellaplane widmet sich zwei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs der Suche und Identifikation von vermissten Soldaten. Bei seiner Arbeit verliebt er sich in Irène, Angehörige einer Adelsfamilie, die nach ihrem Ehemann sucht. Und auch die junge Küchengehilfin Alice, die ihre Arbeit als Lehrerin verloren hat, vermisst ihren Verlobten. Nach und nach wird jedoch klar: Ihr Verlobter war bereits verheiratet - mit Irène.
Kommandant Dellaplane widmet sich zwei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs der Suche und Identifikation von vermissten Soldaten. Er nimmt Männer bei sich auf, die nicht mehr wissen, wer sie sind, versucht sie zu "katalogisieren" und gleicht seine Datenansammlung mit den Beschreibungen der Hinterbliebenen ab. Neben den vielen Angehörigen, die endlich Klarheit wollen, wird er auch von seinem Chef unter Druck gesetzt. Dellaplane soll einen geeigneten Leichnam für einen unbekannten Soldaten finden, dem stellvertretend für alle anderen Vermissten ein Denkmal gesetzt werden soll. Der Kommandant, der sich zunächst weigert, diesen Befehl auszuführen, gibt die Aufgabe schließlich an einen Untergebenen weiter. Unter den Suchenden ist die adelige Irène, die mit Chauffeur anreist und Dellaplanes Angestellte in einem derart forschen und energischen Ton tadelt, dass sie der Kommandant höchstpersönlich zurechtweisen muss. Er macht ihr klar, dass ihr Mann nur einer von 350.000 Vermissten ist und er bereits alles dafür tut, diese Zahl zu verringern. Als Irène ihren Mann beschreiben soll, kann sie sich allerdings nicht mal mehr an seine Augenfarbe erinnern. Bei ihrer Suche lernt sie die junge Alice kennen, die das gleiche Schicksal teilt, da sie ihren Verlobten verloren hat. Zudem wurde ihr soeben der Arbeitsplatz als Grundschullehrerin gekündigt, da ihr Vorgänger nach dem Krieg wieder zurück ist. Während Alice von der Zeit mit ihrem verschwundenen Verlobten schwärmt, wird aus Irènes Erinnerungen klar, dass sie sich längst von ihrem Ehemann entfernt hatte. Dafür tritt nun ein neuer Mann in ihr Leben: Dellaplane, der sich in sie verliebt und ihre Nähe sucht. Dabei findet er heraus, dass ihre Beschreibungen des Vermissten haargenau mit denen von Alice übereinstimmen: Irène und Alice befinden sich auf der Suche nach demselben Mann. Auch Irène entwickelt Gefühle für Dellaplane. Als sie jedoch ein Liebesgeständnis von ihm einfordert, schweigt Dellaplane. Die schöne Frau ist nach den Jahren der Einsamkeit jedoch selbstständig und unabhängig geworden. So fängt sie bald darauf ein neues Leben in Amerika an - ohne ihn. Nach Monaten schreibt sie ihm einen Brief und aus seiner Antwort wird klar, dass sie immer noch alles für ihn bedeutet.
"Das Leben und nichts anderes" ist nach eigenen Aussagen Taverniers ein Film "über die Anfangsschwierigkeiten des Glücks": Obwohl Dellaplane der adligen Irène verfallen ist, lähmt ihn die Angst vor dem großen Schritt ins Glück. In einer Zeit der Trümmer, die der Krieg hinterlassen hat - psychisch und physisch -, versucht jeder der Protagonisten, sein altes Leben wiederaufzubauen und die Traumata des Krieges zu überwinden, um neue Wege zu gehen. Bertrand Tavernier arbeitet seit den 60er Jahren als Drehbuchautor und Regisseur. Der Regisseur, der seine Karriere zunächst als Filmkritiker begann (für "Les Cahiers du Cinéma"), weist seit seinen Anfängen eine Vorliebe für gesellschaftskritische Themen auf. Er behandelte in seinen Filmen neben zeitgenössischeren Themen besonders das Thema Krieg - wie auch in "Das Leben und nichts anderes". Tavernier zeigte mit Filmen wie "Ein Sonntag auf dem Lande" (bei ARTE am 25.04.2011), in dem es um die Beziehung eines erfolglosen Vaters zu seiner Tochter geht, ebenso einen emotionaleren und intimeren filmischen Blick auf die Realität. Einer seiner neuesten Filme, "Holy Lola" (2004, bei ARTE am 11.04.2011), handelt vom Kampf eines jungen Paares, das in Kambodscha ein Kind adoptieren möchte. Tavernier begeisterte sich bereits früh für den Schauspieler Philippe Noiret, an den er im Jahre 1974 die Hauptrolle seines ersten Spielfilms "Der Uhrmacher von St. Paul" vergab. "Das Leben und nichts anderes" ist Noirets hundertster Film und einer der fünf großen Filme mit Tavernier, in dem Noiret die Hauptrolle hat - für seine Rolle des Dellaplane bekam er 1990 einen César. Ihre Zusammenarbeit wurde mit zahlreichen weiteren Nominierungen und Preisen bejubelt. Tavernier feiert auch mit seinen jüngsten Werken Erfolge, etwa mit "In the Electric Mist" (2009), eine experimentelle Form des Krimis, der allein aus aufgezeichneten Interviews besteht, und bei der Berlinale 2009 im Wettbewerb lief. Taverniers neuester Film "Die Prinzessin von Montpensier" (2010), der die komplizierten Liebesgeschichten einer jungen Adeligen (Mélanie Thierry) im 16. Jahrhundert erzählt, hatte 2010 seine Premiere in Cannes.