Zitat von ArteMittwoch, 16. Juni 2010 um 20.15 Uhr Wiederholungen: 19.06.2010 um 15:05 1939/40, ein "Feldzug" nach Frankreich (Frankreich, 2010, 52mn) ARTE F Regie: Jean Christophe Rosé
Nach der Besetzung Polens besiegte Hitlers Wehrmacht im Juni 1940 auch Frankreich und bedrängte Großbritannien. Der militärische Erfolg Nazideutschlands an der Westfront vor 70 Jahren markierte den vorläufigen Höhepunkt des Feldzuges, den Hitler gegen Europa führte. Frankreich liegt am Boden, Großbritannien ist ausgeblutet und die Vereinigten Staaten von Amerika verharren in abwartender Neutralität. In zwei Teilen rekapituliert der Dokumentarfilm die dramatischen Ereignisse zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Er zeigt gleichzeitig anhand von Archivmaterial, was die Menschen in jener Zeit von offizieller Seite via Kino-Wochenschau als Realität vermittelt bekamen. Der "Sitzkrieg" (1/2) Ausschließlich mit Hilfe von Material aus Kino-Wochenschauen der damaligen Zeit erzählt der zweiteilige Dokumentarfilm die Ereignisse, die sich in den zehn Monaten bis zum Sieg Hitlers - von der Kriegserklärung Englands und Frankreichs an Deutschland am 1. September 1939 bis zur vorläufigen Besiegelung des Schicksals Frankreichs im Juli 1940 - abspielten. Die Bilder zeigen, was die Menschen damals in diesen dramatischen Zeiten sahen, aber auch, was sie glauben sollten oder nicht wissen durften. In Deutschland war nicht nur die offizielle Propaganda, sondern praktisch auch jeder Wochenschaubericht - selbst zu unbedeutendsten Themen - von der Ideologie des Regimes geprägt. In Frankreich waren die Wochenschau-Produzenten wegen der gemeinsamen Grenze mit dem Deutschen Reich vorsichtiger. Außerdem wirkte das Trauma des Ersten Weltkriegs noch nach. Deshalb schlugen die Wochenschauen einen eher zurückhaltend-pazifistischen Ton an. Dagegen war in den englischen Wochenschauen - die Insel hatte seit fast tausend Jahren keine Invasion mehr erlebt - deutlich schärfere Töne zu hören, obwohl die Briten in Wirklichkeit nur sehr schlecht auf den Krieg vorbereitet waren. Für die Menschen, die die Kino-Wochenschauen in ihren Ländern sahen, bebilderten sie "die Wahrheit". Dabei vermittelte jede nur ihre eigene Wahrheit und war Sprachrohr der Propaganda des jeweiligen Landes. Welche Bilder bekamen die Menschen damals zu sehen und mit welchen Bedeutungsinhalten? Und was wurde nicht gezeigt, was bewusst verheimlicht? Neben Aufnahmen von erfolgreichen Kämpfen und aktuellen Frontverläufen sollten auch die Bilder vom Leben hinter den Fronten Hoffnungen, Gedanken und Befindlichkeiten der Menschen offenbaren. Der Dokumentarfilm von Jean-Christophe Rosé entschlüsselt die propagandistische Bildersprache des damaligen Nachrichtenmediums Film-Wochenschau. Das französische Material stammt aus den Wochenschauen von Pathé, Eclair und Gaumont sowie aus der Mediathek des französischen Militärarchivs . In England standen die Archive von Movietone, British Pathé und British Gaumont zur Verfügung. Für Deutschland lieferte die von der UFA produzierte "Deutsche Wochenschau" das Material.