Zitat von ArteDienstag, 19. Juni 2012 um 20.15 Uhr
Wiederholungen: 23.06.2012 um 15:10 1939/40, ein "Feldzug" nach Frankreich (1/2) (Frankreich, 2010, 54mn) ARTE F Regie: Jean-Christophe Rosé
Nach der Besetzung Polens besiegte Hitlers Wehrmacht im Juni 1940 auch Frankreich und bedrängte Großbritannien. Der militärische Erfolg Nazideutschlands an der Westfront vor über 70 Jahren markierte den vorläufigen Höhepunkt des Feldzuges, den Hitler gegen Europa führte: Frankreich liegt am Boden, Großbritannien ist ausgeblutet und die Vereinigten Staaten von Amerika verharren in abwartender Neutralität. In zwei Teilen rekapituliert die Dokumentation die dramatischen Ereignisse zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Er zeigt gleichzeitig anhand von Archivmaterial, was die Menschen in jener Zeit von offizieller Seite via Kino-Wochenschau als Realität vermittelt bekamen.
(1): Der "Sitzkrieg" Ausschließlich mit Hilfe von Material aus Kino-Wochenschauen der damaligen Zeit erzählt der zweiteilige Dokumentarfilm die Ereignisse, die sich in den zehn Monaten bis zum Sieg Hitlers - von der Kriegserklärung Englands und Frankreichs an Deutschland am 1. September 1939 bis zur vorläufigen Besiegelung des Schicksals Frankreichs im Juli 1940 - abspielten. Die Bilder zeigen, was die Menschen damals in diesen dramatischen Zeiten sahen, aber auch, was sie glauben sollten oder nicht wissen durften. In Deutschland war nicht nur die offizielle Propaganda, sondern praktisch auch jeder Wochenschaubericht - selbst zu unbedeutendsten Themen - von der Ideologie des Regimes geprägt. In Frankreich waren die Wochenschau-Produzenten wegen der gemeinsamen Grenze mit dem Deutschen Reich vorsichtiger. Außerdem wirkte das Trauma des Ersten Weltkriegs noch nach. Deshalb schlugen die Wochenschauen einen eher zurückhaltend-pazifistischen Ton an. Dagegen war in den englischen Wochenschauen - die Insel hatte seit fast tausend Jahren keine Invasion mehr erlebt - deutlich schärfere Töne zu hören, obwohl die Briten in Wirklichkeit sehr schlecht auf den Krieg vorbereitet waren. Für die Menschen, die die Kino-Wochenschauen in ihren Ländern sahen, bebilderten sie "die Wahrheit". Dabei vermittelte jede nur ihre eigene Wahrheit und war Sprachrohr der Propaganda des jeweiligen Landes. Welche Bilder bekamen die Menschen damals zu sehen und mit welchen Bedeutungsinhalten? Und was wurde nicht gezeigt, was bewusst verheimlicht? Neben Aufnahmen von erfolgreichen Kämpfen und aktuellen Frontverläufen sollten auch die Bilder vom Leben hinter den Fronten Hoffnungen, Gedanken und Befindlichkeiten der Menschen offenbaren. Die Dokumentation von Jean-Christophe Rosé entschlüsselt die propagandistische Bildersprache des damaligen Nachrichtenmediums Film-Wochenschau.
"Blitzkrieg" ist ein sogenannter Germanismus. Der Begriff ging in verschiedene Sprachen ein, ins Französische, Italienische, Englische. Auch General Norman Schwarzkopf verwendete ihn für den Irak-Krieg von Bush sen. 1991. In der Geschichte des Zweiten Weltkriegs wird der Begriff zuerst mit der Niederlage Polens im Herbst 1939 und dann mit der Niederlage Frankreichs im Frühjahr 1940 verbunden. Frankreich und Deutschland standen sich militärisch hoch bedrohlich monatelang, seit Beginn des 2. Weltkriegs im September 1939, gegenüber. Aber keiner bewegte sich, daher der Begriff "Sitzkrieg". Dann, als im Osten Polen am Boden lag, als das Deutsche Reich und die UdSSR den "Hitler-Stalin-Pakt" vollzogen hatten und damit gewissermaßen erstmal Ruhe im Osten herrschte, griff die Wehrmacht Frankreich an. Panzerverbände rückten - wie im Ersten Weltkrieg wieder über die Beneluxstaaten, - gegen Nordfrankreich vor, zwangen die in Frankreich stationierten britischen Truppen nach England zurückzukehren, und besetzten innerhalb von wenigen Wochen den Norden Frankreichs einschließlich der Hauptstadt Paris. Am 25. Juni 1940 wurde mit dem später so bezeichneten Vichy-Regime des Marschalls Pétain ein Waffenstillstand unterzeichnet. Um Frankreich zu demütigen, geschah das auch wieder im Wald von Compiègne, im selben Eisenbahnwaggon wie im November 1918: die Rache Hitlers für die Niederlage im Ersten Weltkrieg. Das französische Material stammt aus den Wochenschauen von Pathé, Eclair und Gaumont sowie aus der Mediathek des französischen Militärarchivs (ECPAD). In England standen die Archive von Movietone, British Pathé und Gaumont British zur Verfügung. Für Deutschland lieferte die von der UFA produzierte "Deutsche Wochenschau" das Material.
Dienstag, 19. Juni 2012 um 21.10 Uhr
Wiederholungen: 23.06.2012 um 16:05 1939/40, ein "Feldzug" nach Frankreich (2/2) (Frankreich, 2010, 54mn) ARTE F Regie: Jean-Christophe Rosé
Nach der Besetzung Polens besiegte Hitlers Wehrmacht im Juni 1940 auch Frankreich und bedrängte Großbritannien. Der militärische Erfolg Nazideutschlands an der Westfront vor 70 Jahren markierte den vorläufigen Höhepunkt des Feldzuges, den Hitler gegen Europa führte. Frankreich liegt am Boden, Großbritannien ist ausgeblutet und die Vereinigten Staaten von Amerika verharren in abwartender Neutralität. In zwei Teilen rekapituliert der Dokumentarfilm die dramatischen Ereignisse zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Er zeigt gleichzeitig anhand von Archivmaterial, was die Menschen in jener Zeit von offizieller Seite via Kino-Wochenschau als Realität vermittelt bekamen.
Ausschließlich mit Hilfe von Material aus Kino-Wochenschauen der damaligen Zeit erzählt der zweiteilige Dokumentarfilm die Ereignisse, die sich in den zehn Monaten bis zum Sieg Hitlers - von der Kriegserklärung Englands und Frankreichs an Deutschland am 1. September 1939 bis zur vorläufigen Besiegelung des Schicksals Frankreichs im Juli 1940 - abspielten. Die Bilder zeigen, was die Menschen damals in diesen dramatischen Zeiten sahen, aber auch, was sie glauben sollten oder nicht wissen durften. In Deutschland war nicht nur die offizielle Propaganda, sondern praktisch auch jeder Wochenschaubericht - selbst zu unbedeutendsten Themen - von der Ideologie des Regimes geprägt. In Frankreich waren die Wochenschau-Produzenten wegen der gemeinsamen Grenze mit dem Deutschen Reich vorsichtiger. Außerdem wirkte das Trauma des Ersten Weltkriegs noch nach. Deshalb schlugen die Wochenschauen einen eher zurückhaltend-pazifistischen Ton an. Dagegen war in den englischen Wochenschauen - die Insel hatte seit fast tausend Jahren keine Invasion mehr erlebt - deutlich schärfere Töne zu hören, obwohl die Briten in Wirklichkeit nur sehr schlecht auf den Krieg vorbereitet waren. Für die Menschen, die die Kino-Wochenschauen in ihren Ländern sahen, bebilderten sie "die Wahrheit". Dabei vermittelte jede nur ihre eigene Wahrheit und war Sprachrohr der Propaganda des jeweiligen Landes. Welche Bilder bekamen die Menschen damals zu sehen und mit welchen Bedeutungsinhalten? Und was wurde nicht gezeigt, was bewusst verheimlicht? Neben Aufnahmen von erfolgreichen Kämpfen und aktuellen Frontverläufen sollten auch die Bilder vom Leben hinter den Fronten Hoffnungen, Gedanken und Befindlichkeiten der Menschen offenbaren. Der Dokumentarfilm von Jean-Christophe Rosé entschlüsselt die propagandistische Bildersprache des damaligen Nachrichtenmediums Film-Wochenschau.
Das französische Material stammt aus den Wochenschauen von Pathé, Eclair und Gaumont sowie aus der Mediathek des französischen Militärarchivs (ECPAD). In England standen die Archive von Movietone, British Pathé und British Gaumont zur Verfügung. Für Deutschland lieferte die von der UFA produzierte "Deutsche Wochenschau" das Material.