Zitat von ArteMontag, 12. November 2012 um 22.05 Uhr
Wiederholungen: 13.11.2012 um 01:35 Lebanon (Israel, Frankreich, Deutschland, 2009, 89mn) ARTE F Regie: Samuel Maoz Drehbuch: Samuel Maoz Kamera: Giora Bejach Musik: Nicolas Becker, Benoît Delbecq Schnitt: Arik Lahav-Leibovich Darsteller: Yoav Donat (Shmulik), Reymonde Amsellem (Libanesische Mutter), Oshri Cohen (Hertzel), Michael Moshonov (Yigal), Zohar Strauss (Jamil), Dudu Tassa (Gefangener), Ashraf Barhom (Mitglied der Phalangisten), Itay Tiran (Assi) Produktion: Arsam International, Ariel Films, ARTE France Cinéma, Paralite Productions, Metro Communications, Israeli Film Fund Stereo 16:9 (Breitbildformat) Nativ HD
Der erste Libanonkrieg im Juni 1982: Ein einsamer Panzer mit vier jungen, israelischen Soldaten und ein Trupp Fallschirmjäger sollen eine Stadt nach möglichen PLO-Terroristen durchkämmen. Beim Vorrücken ins feindliche Gebiet unterlaufen den größtenteils unerfahrenen Männern einige Fehler. Schließlich kommt ihr Zug von der vorgegebenen Marschroute ab. Als die Nacht hereinbricht, werden sie von syrischen Soldaten eingekreist. Verzweifelt suchen die Soldaten im Panzer nach einem Ausweg, während ihnen die Angst die Kehle zuschnürt.
Der erste Libanonkrieg im Juni 1982: Am ersten Tag der Invasion erhalten vier junge israelische Soldaten den Marschbefehl, dass sie einen feindlichen Ort nach Terroristen durchkämmen sollen. Sie sind alle Anfang 20 und können ihre Nervosität sowie Angst kaum unterdrücken. Hitzig und unerfahren stellen sie ein gutes Ziel für Heckenschützen in den Ruinen des schon von der israelischen Air Force bombardierten Ortes dar. Die Soldaten selbst nehmen ihre Umgebung nur durch das Zielfernrohr wahr. Mit vor Angst geweiteten Augen sehen sie immer wieder vom Krieg gebeutelte und gezeichnete Menschen im Fadenkreuz. Zwischen Schweiß, Dreck und einem von den Falangisten angeschleppten syrischen Gefangenen, flammen auch intern immer wieder gereizte Diskussionen auf engstem Raum auf. Als die Männer von ihrer vorgegebenen Route abkommen und in einer Sackgasse auf verlorenem Posten landen, stellen sie fest, dass nicht einmal mehr der Kontakt zur Kommandozentrale besteht. Abgeschottet und gefangen in einem Stahlkasten, wird die Routine-Mission allmählich zum unerträglichen Alptraum.
Die 24 Stunden umfassende Handlung spielt fast komplett im Inneren des Panzers. Nur drei Szenen wurden außerhalb gedreht. Der Zuschauer erlebt die klaustrophobische Situation hautnah aus der begrenzten, eingeengten Perspektive der naiven Jungs, die ihre Unschuld und Humanität verlieren und erstmals töten. Erzählt aus einem radikal subjektiven Blickwinkel, blendet der (Anti-)Kriegsfilm von Samuel Maoz politische Perspektiven zugunsten der persönlichen Verarbeitung der Kriegserfahrungen aus. Maoz, selbst als ehemaliger israelischer Soldat in den 80er Jahren den Krieg hautnah miterlebt, verarbeitet in seinem Spielfilmdebüt dieses Trauma mit brutal ehrlichen und beklemmenden Bildern, wodurch der Zuschauer die Kampfsituation unmittelbar nacherlebt. Ohne Heldenpathos und ohne moralischen Zeigefinger appelliert Maoz' Film gegen jeden Krieg und wirkt gleichzeitig als Symbol der Bitte um Vergebung seitens des Regisseurs. "Lebanon" wurde bei den Filmfestspielen von Venedig im Jahr 2009 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Ein Jahr später gewannen Samuel Maoz im Rahmen der 23. European Film Awards den European Discovery Preis für seinen Film und Giora Bejach den Carlo di Palma European Cinematographer Award für die beste Kameraführung.