Interna der deutschen Luftwaffe, oder, warum Deutschland den Krieg WIRKLICH verlor...
Zitat:
Besondere Vorfälle weisen erneut nachdrücklich auf die Bedeutung der unbedingten Zuverlässigkeit der Abschußmeldungen hin. Dies bezieht sich ebenso auf die ersten Meldungen, die die Truppe als Gefechtsmeldung erstattet, wie auch auf die Eingaben zur Anerkennung der Abschüsse, da erstere die Grundlagen zur Lagebeurteilung und zur Verleihung höchster Kriegsorden bilden, letztere die historische Wahrheit der Kriegsgeschichte berühren. Für die Erstattung der Gefechtsmeldungen ist die Verfügung "Ob.d.L., Führungsstab Ia 3970 vom 7.10.40" maßgebend.
Voraussetzung für die Weitergabe dieser Abschußmeldungen ist ihre scharfe und kritische Prüfung im mündlichen Verhör, welches derjenige Verbandsführer vorzunehmen hat, dem der Luftsieg vom Abschußschützen gemeldet wird. Es ist darüberhinaus Aufgabe der Kommandeure - insbesondere der Geschwaderkommodore - , ihre Besatzungen zu höchster Moral im Melden zu erziehen, sie zur Beurteilung anzuleiten, welche Abschüsse meldefähig sind, und sie bei der Abgabe der Meldungen sachgemäß zu überwachen.
Die Bearbeitung der Eingaben zur Anerkennung - d.h. die schriftlichen Meldungen und die Zeugendarstellungen - müssen sich von jeder Schematisierung freimachen.
Die Weitergabe auf dem Dienstwege soll im Interesse der Ausnutzung der frischen Erinnerung normalerweise so rechtzeitig erfolgen, daß die Eingabe die mitprüfenden Dienststellen bis zur Luftflotte in längstens drei Tagen durchlaufen hat. Um dies zu erreichen, ist bei jeder Einheit ein für die Bearbeitung der Abschüsse verantwortlicher Offizier zu bestimmen. Seine Anleitung und Überwachung ist Sache des Verbandsführers, der auch letzten Endes die Verantwortung für den Ruf seines Verbandes trägt.
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7. Die im Wortlaut in der Meldung festgelegten Angaben über den Absturz müssen den Begriffsbestimmungen voll entsprechen (z.B. Brand und Abmontieren). Ausdrücke wie: a.) feindliches Flugzeug stürzte senkrecht zu Boden (in See), b.) feindliches Flugzeug machte ungesteuerte Bewegungen, sind unklar. Sie müssen zum Beispiel lauten: a.) Die Spitfire schlug etwa 2km ostwärts Adorf senkrecht auf einer Weide auf; oder: Aufschlag auf See in flachem Winkel wurde von mir beobachtet.b.) ...die Bristol Blenheim kippte aus überzogenem Zustand über die linke Fläche ab.
8. Ein Antrag auf Anerkennung eines Abschusses besteht für die fliegenden Verbände aus vier, für die Flak-Artillerie aus fünf Teilen:
a.) der Abschußmeldung, b.) dem Gefechtsbericht, c.) dem Originalzeugenbericht, d.) der Skizze mit eingezeichneter Batteriestellung, Flugweg des Zieles und Aufschlagort des abgeschossenen feindlichen Flugzeuges, e.) den Stellungnahmen der Zwischendienststellen.
9. In dem Formblatt der Abschußmeldung ist das Wort "brennend" sowie die Klammerung zu streichen.
10. Das Formblatt für den Luftzeugenbericht kommt in Fortfall. ...
Der R.d.L. u. Ob.d.L., 9.1.41, Luftwaffenpersonal Az.29 Nr.54624/40 (5, VII)
Hi,
es geht doch nichts über eine schöne, ausufernde Bürokratie. Hatten die Deutschen eigentlich nicht Kameras an Bord, so wie es bei den Amis der Fall war? Daran müßte sich doch erkennen lassen, inwiefern ein gegnerisches Flugzeug getroffen worden ist.
Gruß
Scipio
Aber nicht nur die Bürokratie ist der Feind des Soldaten:
Quote:Wer ist der gefährlichste Gegner des Soldaten?
Gemeinhin sollte man davon ausgehen, daß die größte Gefahr für die eigene Truppe von den bewaffneten feindlichen Kräften ausgeht. Dies muß jedoch nicht so sein. Zur Zeit läuft ja im Fernsehen eine Dokumentation über Feldmarschall Rommel. Nach den Zeitzeugenaussagen waren die deutschen Truppen für die Engländer gefährliche Gegner – jedenfalls gefährlicher als die Italiener.
Nach den vorliegenden Verlustzahlen für die Wüstenkämpfe des Jahres 1941 stellte allerdings der britische Generalkaplan die größte Gefahr für die Kampfkraft der Truppen des Empire dar. In seiner Sorge um das Seelenheil und die moralische Qualität der Truppe hatte er nämlich den „offiziellen“ Bordellen, in denen die Damen von den Militärärzten regelmäßig untersucht wurden, den Kampf angesagt, und General Montgomery hatte dem Drängen der Geistlichkeit schließlich nachgegeben und diese „offiziellen“ Freudenhäuser schließen lassen.
Die Moral der Truppe scheint sich dadurch aber nicht verbessert zu haben, denn die „illegalen“ Bordelle hatten wohl auch weiterhin genügend Kundschaft.
Genügend Kundschaft hatten nach dieser Maßnahme jedenfalls auch die Militärlazarette. Nur füllten sie sich nicht mit im Kampf verwundeten Helden, sondern mit geschlechtskranken Soldaten. Die kampfbedingten Todesfälle betrugen schließlich 1941 3,5%, während 4,5% der Truppe den Weg in die ewigen Jagdgründe aufgrund einer Geschlechtskrankheit antreten mußte. ...
OK, Bürokraten gab und gibt es in allen Armeen der Welt. Ich glaube gar nicht mal, dass Amis und Briten weniger bürokratisch waren / sind. Eher schon die Russen - im WK2, nicht zu Friedenszeiten.
Aber ein besonderes Faszinosum und eine m.E. ziemlich deutsche Krankheit - damals in der Wehrmacht wie heute in der Wirtschaft - ist das sinnlose Hin- und Herschieben sowie das noch sinnlosere Umbenennen von Organisationseinheiten. Ein 'schönes' Beispiel für das JG 77 findet sich im Lexikon der Wehrmacht. Das ist kein Einzelfall, sondern die Regel!
Es gibt tatsächlich jede Menge Leute, die meinen, wenn sie etwas umbenannt haben, hätten sie was geleistet. Ähnlich ist es bei sog. Umstrukturierungen in der Wirtschaft: - im besten Fall tauscht der unfähige Manager A die Stelle mit dem unfähigen Manager B, - im schlimmsten tauscht der auf seiner Stelle fähige A mit dem auf seiner Stelle fähigen B, so dass hinterher beide unfähig sind, ihre neue Stelle auszufüllen.
Manchmal fragt man sich wirklich, wie damals das 12-jährige Reich und später die Bananenrepublik D'land es so weit bringen konnten ...