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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Buchbesprechungen
Rayydar Offline

Generalspammarschall


Beiträge: 11.941

17.10.2003 01:43
Militärhistorie: Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte Antworten
Saul David:
Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte
Von der Schlacht im Teutoburger Wald bis zur Operation Desert Storm
Wilhelm Heyne Verlag, München
3. Auflage 2001
ISBN: 3-453-19073-4
Preis: 9,95 Euro

Inhalt:
Bücher wie dieses gibt es sonst kaum. Es ist ein Streifzug durch 2 Jahrtausende militärischen Schwachsinns und damit von der Thematik her absolut originell.
Der brit. Militärhistoriker S. David beschreibt neben großen Katastrophen, die zig- oder Hunderttausende von Menschenleben kosteten (Stalingrad) auch Fehlschläge in 'kleinen' Schlachten (Custer am Little Big Horn) oder gar Kommandounternehmen (Bravo Two Zero im Desert Storm). Diese offenbaren aber ein ebenso großes Ausmaß an menschlicher Ignoranz, Überheblichkeit und krasser Fehlplanung.

Gegliedert ist das Werk nach den jeweiligen Hauptursachen der Fehlschläge:
1. Unfähige Kommandeure
2. Katastrophale Pläne
3. Einmischung von Politikern
4. Übertriebenes Selbstvertrauen
5. Truppenversagen.

Aus dem WK2 werden übrigens relativ viele Operationen analysiert:
zu 1: Gen. Percival und der Fall von Singapur
zu 2: Das Dieppe-Desaster, Das Fiasko von Arnheim
zu 3: Nordafrika 1940 / 41, Stalingrad
zu 5: Kreta, Am Kasserine-Pass.

Schon die Überschriften zeigen, dass David kein Blatt vor den Mund nimmt. Sein Stil ist durchweg schonungslos, oft sogar flapsig. Er schreibt, was passierte, und vor allem, warum es passierte.

Manchmal sprechen auch die Befehle der Möchtegern-Strategen für sich selbst:

Quote:
"Verlegen Sie Ihr Kommando, d.h. die Fußgänger, die Knallbüchsen, Baker's Haufen und den Haufen, der das Gegenteil von Baker's Haufen ist, und den großen Knaben sobald wie möglich nach M. Das ist genau nördlich von da, wo Sie sich jetzt befinden. Ihr Chef soll sich bei dem französischen Gentleman melden, dessen Name mit J beginnt und zwar an einem Ort namens D, der sich fünf Planquadrate links von M befindet."

- Maj.Gen. Lloyd Fredenhall, Kommandeur des II. US-Korps in Tunesien

Wahrscheinlich kam sich der Mann bei dieser Art der Befehlsgebung (110 km hinter der Front!) auch noch cool vor. OK, heutzutage ist das amüsant zu lesen - aber seine Untergebenen damals dachten wohl anders darüber. Fredenhall wurde übrigens nach dem Kasserine-Fiasko durch George S. Patton abgelöst.

Meine Meinung:
So weit, so gut. Ein prima Buch also? Leider nein!
Zwei Mankos machen den zweifellos guten Ansatz zunichte.

1. Die Einordnung in die verschiedenen Rubriken erscheint recht willkürlich.
Natürlich versagten am Kasserine-Pass die Truppen (5), aber warum denn? Bei solch unfähigen Kommandeuren (1, siehe auch obiges Zitat) wohl kein Wunder!
Stalingrad unter 'Einmischung von Politikern' einzuordnen macht ebenso wenig Sinn. Natürlich ist Hitler gemeint, aber der agierte ja den ganzen Krieg lang eben auch als 'Feldherr'. Demzufolge hatte er eigentlich fast jede verlorene Schlacht der Wehrmacht zu verantworten, war also auch ein extrem unfähiger Oberkommandeur (1). Und schon die Planung war katastrophal (2) - die Zersplitterung der Heeresgruppe Süd, die Stadt erst in Trümmer zu legen und dann mit Panzern einzurücken usw. ...

Das wäre aber noch zu verschmerzen. Bloß ...
2. Es werden - zwangsläufig - in jedem Kapitel zu ca. zwei Dritteln irgendwelche Truppenbewegungen geschildert (meist in die falsche Richtung). Und die sind kaum nachvollziehbar, wenn man keine Karte mit all den erwähnten Ortschaften und topographischen Fixpunkten vor Augen hat.
Die rein verbale Darstellung ist einfach anstrengend, und man kann sich kaum ein klares Bild über die Lage machen. Es gibt zwar einige Karten, aber viel zu wenige. Zu jeder Schlacht drei Karten mit eingezeichneten Wegpunkten hätten das alles viel verständlicher und übersichtlicher gemacht.
So aber bleibt vieles nebulös. Schade eigentlich ...

Schulnote: 3- (noch befriedigend)

Gerd Offline

Oberst d. Fernschreiber


Beiträge: 2.767

17.10.2003 13:24
Militärhistorie: Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte Antworten
Was mich dabei am meisten gestört hat, wer hat die Fehlschläge denn ausgewählt? Welche Gewichtung kam welchen Fiasko zu und warum diese willkürliche Auswahl der einzelnen Epochen? Außerdem die Einteilung wie bereits von Rayy genannt. Der Schreibstil und die beschriebenen Desaster sind da noch gut gemacht auch ohne Karten.
Das Buch selber finde ich nicht schlecht nur die lieblose Sammlung und Zusammenstellung der Berichte. Wem es aber auf die Berichte und Hintergründe für militärische Mißerfolge geht, kann ruhig zugreifen.
Ich würde das Buch mit einer Schulnote:4 wegen oben genannten Schwächen bewerten.

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